Montag, 8. Oktober 2007


Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitleser: bevor ich jetzt etwas über das Geschehene berichte, möchte ich mich zu allererst einmal dafür bedanken, dass Sie diesen Blog lesen : ) auch wenn ich gar nicht mal so viele Kommentare bekomme (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl), krieg ich ständig von irgendwem zu hören: WANN MACHST DU EINEN NEUEN EINTRAG? LOS LOS!!

Auch wenn ich hier in Japan bin, so ist doch nicht jeder Tag ein Eintrag wert - ich könnte höchstens darüber berichten, was ich alles Schönes in der Uni geschrieben, gegessen und gelesen hab - aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich von Interesse ist. Dennoch möchte ich euch nicht enttäuschen und schreibe also fleißig weiter Einträge, damit ihr was für euer Geld zu sehen bekommt. Vielen Dank also, für die vielen positiven Nachrichten und vielen Dank, dass ihr mein Auslandsjahr mit so viel Spannung verfolgt!

Da ich tatsächlich mit meinen Berichten im Rückstand bin, hier kurz etwas über die letzte Woche: am Donnerstagabend waren wir (alle neuen Austauschstudenten) zu einer "Kennenlernfeier" eingeladen - auch wenn wir uns jetzt schon 4 Wochen lang kennen und auch Unterricht zusammen haben - aber was solls - die Hauptsache war ja nicht, dass wir uns nochmal vorstellen mussten, sondern, dass es kostenloses All-you-can-eat ala Japan gab. Ich hätte mich echt direkt auf das Buffet stürzen können - aber da war doch noch dieses lästige Vorstellen... nun gut.

Hier also ein kleiner Eindruck von dem, was uns zunächst noch verwehrt blieb... allerdings konnten wir dann schon bald loslegen :D Einige Dinge waren echt merkwürdig, z. B. die Fischwurst. Ich habe mich auch ehrlichgesagt nicht getraut, sie zu probieren, da die Konsistenz doch eher an Gelatine erinnerte... Aber zum Glück gab es auch noch viele andere Sachen, die ich an diesem Abend zum ersten mal probiert habe. Für folgendes konnte ich mich jedoch ebensowenig begeistern, wie für die Fischwurst:

Ich möchte keine näheren Auskünfte über diese Spezialität geben, es sei nur gesagt, dass es sich hierbei tatsächlich NICHT um die Zungen von Christina und Astrid handelt und dass sie mir sagten, dass es "echt total gut schmeckt!"... na Danke ;____;

Nachdem wir uns erstmal 5 kg mehr auf die Hüften gefuttert hatten, durften wir die neugewonnenen Pfunde bei einer kurzen Showeinlage wieder abtrainieren. Wir hatten uns hier für den Vortrag des allseitsbeliebten "Erlkönig"s von Göthe entschieden. Mir kam die große Aufgabe zuteil, den verzweifelten Sohn zu spielen - ICH HAB MEIN BESTES GEGEBEN UND BIN TROTZDEM GESTORBEN AM ENDE...!

Bereits Anfang der Woche hatten wir uns zum Karaokesingen am Freitag verabredet. Ganze 4 Stunden lang gröhlten wir dann spanische, mexikanische, englische und schreckliche Lieder - aber es hat echt Spaß gemacht ^-^ vor allem bei den Songs "Thriller" von Michael Jackson und "Like a virgin" konnten wir uns nicht mehr halten, tanzten auf den Bänken herum, und ließen doch manch seltsames Geschrei von uns. Dann, als schon alle am Ende ihrer Kräfte waren, erfuhren wir von einem Ausflug nach Kyoto am folgenden Tag. Allerdings sollte es schon sehr früh losgehen - was bedeutete: eine sehr kurze Nacht. Ehrlichgesagt war ich schon schwer am überlegen, ob ich nicht lieber doch in meinem warmen Bett liegenbleiben sollte... aber was tut man nicht alles~~~~



Der Wecker klingelte meiner Meinung nach trotzdem viel zu früh, aber da ich bereits eine halbe Stunde wach herumgelegen hatte, stand ich dann doch auf und traf mich mit den anderen am Bahnhof. Maria gab sich als unsere Fremdenführerin und leitete uns zuerst einmal in eine riesige Einkaufspassage... (UND WAS GAB ES DA? ADIDAS SUPERSTAR 2 UND WAS WERDE ICH BALD MACHEN?? SIE KAUFEN! bawahahaha! tut mir leid Mama und Papa, aber den Spaß gönn ich mir dann doch nochmal :D) Tausende von Geschäften mit Kleidung, Schnickschnack, Essen und hastdunichtgesehen. Ich bin mir sicher, dass man dort einige kostspielige Stunden verbringen kann - und ich werde das mit Sicherheit bald machen :D! Nach einem ausgiebigen Mittagessen gings dann weiter zum Grund unserer Reise: der Besichtigung des Kinkakuji *__* bereits vor 5 Jahren war ich dort gewesen und es war eigentlich nichts Neues für mich, aber auch dieses Mal war ich wirklich wieder beeindruckt.



Leider waren viel zu viele Touristen da, aber es war trotzdem sehr schön und angenehm, durch die Parkanlage zu schlendern und hier und da mal ein Foto zu machen - wie ein Tourist das eben so macht!



Nach unserem Rundgang entschieden wir uns kurzfristig, nach Gion, ins Geishaviertel zu gehen - bzw. zu fahren. Glücklicherweise stiegen wir gerade zur Feierabendszeit in den Bus und dementsprechend lange durften wir auch auf der Straße im zähfließenden Verkehr Spaß haben. Der Bus war bereits voll gewesen, als sich unsere Gruppe hineinquetschte, aber es wurden immer mehr und mehr Leute. Nach 20 Minuten stehen wünschte ich mir sehnlichst einen Sitzplatz, aber da war nichts zu machen. Weitere 25 Minuten stand ich dann dicht gedrängt mit den anderen im Bus, lauschte den Informationen des Busfahrers, dass wir jetzt links abbiegen, jetzt rechts abbiegen und jetzt an einer Ampel anhalten... Dann endlich konnten wir aussteigen - direkt am Kamogawa.


Da wir alle der Meinung waren, erstmal genug rumgestanden und gelaufen zu sein, machten wir kurz Rast am Ufer des Flusses.


Bis auf Christina und Judi sind hier alle auf dem Bild zu sehen, die mitgefahren sind. An diesem Tag sind mir einige von ihnen sehr ans Herz gewachsen und ich bin mir sicher, dass ich, wenn ich hier wieder weg muss, sehr sehr traurig sein werde, weil ich befürchte, dass dies dann ein Abschied für immer werden wird... Und ich muss wirklich zugeben, dass dies der bisher schönste Tag war, den ich hier in Japan verbracht habe.

Wir saßen oder lagen einfach da, und genossen die Ruhe und die untergehende Sonne, und den Moment des Nichtlaufenmüssens.

bitte klicken^-^

Nach unserer Pause schlenderten wir, in der Hoffnung, Geishas zu finden, durch die engen Gassen Kyotos.


Allerdings waren wir entweder noch zu früh dran, oder die Geishas waren heute nicht im Dienst. Wir fanden keine einzige und enttäuscht wollten wir schon aufgeben - doch da erblickten wir plötzlich eine kleine, zierliche Gestalt mit weißem Gesicht und hochgesteckten Haaren!



Ich nehmen an, ihr wundert euch jetzt, aber dieses kleine Mädchen (ja, keine Puppe - ein lebendiges, kleines Mädchen) kam in Begleitung ihrer Eltern auf uns zu. Ein gefundenes Fressen für uns, ein Moment der Ehre für die Eltern und ein verwirrtes kleines Kind - was will man mehr? Dies war tatsächlich die einzige "Geisha", die wir an diesem Tag zu Gesicht bekamen...



Wir liefen noch so weit uns unsere Füße trugen, lauschten einem Konzert im Park, machten in der Dämmerung noch eine kurze Pause an einem riesigen Friedhof (der leider schon geschlossen war, sonst hätte ich Bilder gemacht von den Milionen Gräbern und Krähen), aßen eine Kleinigkeit und schlenderten dann zwischen Touristen, Rikshas und Japanern Richtung Bahnhof zurück.




Ein wunderschöner Tag, der, wenn es nach mir gegangen wäre, nicht hätte enden sollen, war vorbei. Zurück in Tenri trennten sich unsere Wege. Gemeinsam mit Louis, Maria, Carina und Chrissi schlug ich mir noch den Bauch bei Mc Donalds voll - mit dem Leckersten, was McDoof zu bieten hat: dem Krabbenburger. Und dann, nach 15 Stunden auf den Beinen, davon 12 in Kyoto konnte ich auch endlich wieder schlafengehen.


Und an meine liebe Chrissi zum Abschluss ein Dank: Danke, dass du da warst, dass du da bist und - das weiß ich einfach - dass du da sein wirst!

Posted by Eingestellt von Akami um 00:03
Categories:

0 Kommentare